Das Gewerbe leidet seit Jahren unter einem stetigen Besucherschwund. Die Kunden fahren ins Einkaufszentrum. Oder sie shoppen online, wo das Angebot grösser ist. Die Folgen zeigen sich im Stadtbild: Die Kulisse erinnert an eine Geisterstadt. Die Zahl der Mieterwechsel bei den Ladenlokalen hat zugenommen – auch an den Toplagen. Die Mietpreise für Verkaufsflächen sind im letzten Jahr sogar in den Grossstädten gesunken. Und der Druck dürfte weiter zunehmen: für das kommende Jahr wird erneut mit einem Wachstum des Onlinehandels um zehn Prozent gerechnet. Umso wichtiger sei es, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. «Wenn man nichts unternimmt und der Entwicklung ihren Lauf lässt, droht eine Negativspirale.» Leere Schaufenster würden Passanten weiter abschrecken, die Entleerung der Städte zu sinkenden Mieten führen und schliesslich im Verfall der Immobilien münden, wenn den Eigentümern das Geld für Investitionen fehle. Leere Ladenlokale können durch wechselnde Pop-up-Stores zwischengenutzt. Massgebend für die Attraktivität der Altstädte sei ein gelungener Branchenmix. Der Bäcker und der Metzger kehrten kaum mehr in die Altstädte zurück – zu stark sei die Konkurrenz der Grossverteiler. Deshalb seien neue, hybride Konzepte gefragt, die mehrere Geschäfte unter einem Dach vereinten. Diese Läden könnten sich so Kosten und Kundschaft teilen. Zur Belebung der historischen Zentren tragen auch Veranstaltungen und die Rückkehr der Gastronomie bei. Wo der Detailhandel verschwinde, seien Imbissbuden und Bars auf dem Vormarsch. Zu kämpfen hätten hingegen konventionelle Restaurants, da das traditionelle Mittagsgeschäft durch die veränderten Konsumgewohnheiten kaum mehr existiere. Auf der anderen Seite würden die Häuser in den Altstädten ab dem ersten Stockwerk vermehrt auch wieder zum Wohnen genutzt. Das führt zu Konflikten: Gerade im Sommer häufen sich die Lärmklagen.
Städtische Entwicklungskonzepte müssten gemeinsam mit den Beteiligten und Betroffenen erarbeitet werden, sagt er. Entscheidend sei eine ganzheitliche Strategie. Braucht es in allen Gassen Läden, oder sollen diese an einer Einkaufsmeile konzentriert werden? Setzt man auf das Wohnen oder auf die Gastronomie? Wo schafft man Freiräume? Die Ortstreue ist bei der jüngeren Generation nicht mehr ausgeprägt vorhanden. Es muss gehandelt werden, bevor sich die Innenstädte geleert haben und es zu spät ist. Der Wandel lässt sich nicht aufhalten, wir können ihn aber gestalten.