Soziale Innovationsgutscheine

Über die Einführung von sozialen Innovationsgutscheinen werden Bürger angeregt eigene städtische Innovationsprojekte zu entwickeln. Hierfür wird ein webportal (idealerweise auf der kommunalen website) erstellt wo die Idee eingegeben wird und falls diese Idee ausgewählt wird weiter Beachtet und umgesetzt wird.

Wichtig ist hierbei, dass die Projektidee verbunden sein muss mit einem oder mehreren Unterzielen des Ziel 11: Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten der SDG’s. 

Wenn ein Bürger eine gute Idee hat, kann er dann auf die entsprechende website gehen, um ein Projektantrag auszufüllen. Auf der Webseite muss der Antragsteller seine Projektidee allgemein beschreiben. Obwohl diese Beschreibung wichtig ist, werden nur einfache Fragen gestellt, statt offizieller Projektbeschreibungen, wie Indikatoren und Ziele. Die Beschreibung der Projektidee findet in einem Online-Portal Platz, in dem die Antragsteller jederzeit weiterarbeiten können. Wenn alle Fragen im Portal beantwortet sind, kann der Bürger am Ende wählen welche Unterstützung er am meisten braucht um sein Projekt zu realisieren. Bürger bekommen selbst kein Geld für ihren Arbeit, aber können Gutscheine beantragen. Hierbei kann es z.B. folgenden Gutscheine geben:

  • Gutschein für möglicherweise notwendige Forschungen, z.B. Machbarheitsskizzee oder SWOT-Analyse 
  • Gutschein für Interviews oder Präsentationen mit den zuständigen Verwaltungsmitarbeitern (z.B. 3 Stunden Interview-Zeit oder 2 Stunden Workshop Gutschein)
  • für Dolmetscher-Dienstleistungen 
  • Gutschein für die Assistenz des Organisierens eines Workshops mit Experten 
  • Raum für mehrmalige Treffen eines Projektteams 
  • etc.

Nachdem der Antragsteller seinen Antrag ausgefüllt hat, wird er seine Idee im Portal einreichen. Das Sekretariat dieses Gutscheinprogramm (kann bei Bedarf vom Schöne Städte e.V. übernommen werden) überprüft die Idee auf den Einklang mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung. Bei unklaren Beschreibungen oder Inkonsistenzen zu nachhaltigen Städte-Zielen der Vereinten Nationen wird die Idee abgelehnt und wird der Antragsteller aufgefordert seine Projektidee genauer oder besser zu beschreiben. 

Nach der ersten Prüfung wird das Programm-Sekretariat, welches möglichst neutral sein sollte, dem Antragsteller vorschlagen wofür ihm die Gutscheine bereitgestellt werden können. Wenn die Ergebnisse von der ersten Ansatzes positiv sind, können zusätzliche Gutscheine beantragt werden.

Mit Hilfe der Gutscheine können die Bürger ihre Projektidee und Kenntnisse verbessern, ihr Netzwerk vergrößern und die Idee zu ihrem eigenen Projekt machen. 

Sofern sich eine eingereichte Idee als sinnvoll umsetzbar erweist ist die Verwaltung angehalten diese Idee auch in die Umsetzung zu bringen, ggf. inkl. einem dazu notwendigen politischen Beschlusses.

Vorteil eines sozialen Innvoationsgutscheinprograms sind:

  • es werden sich Menschen einbringen die sonst nicht aktiv sind, sofern sie digitale Medien nutzen
  • die Menschen werden „genötigt“ ihre Idee auf die Auswirkungen auf SDG’s zu überprüfen und von vornherein eher sinnvolle und konstruktive Ideen einzubringen
  • der Aufwand für die Verwaltung ist recht überschaubar
  • die Gutscheinkosten erzeugen nur selten Kosten die sonst nicht irgendwo im kommunalen Haushalt mit ausgegeben würden / werden müssten

Grenzen eines Innvoationsgutscheinprograms sind immer dann gegeben wenn ein konkreter Raum großflächiger umgestaltet werden soll, wie z.B. eine Straße. Hier ist weiterhin ein analoger Prozess mit den Anwohnern und Nutzern sinnvoll.

europäische Beispiele

Die Idee Bürgerpartizipation umzudrehen, ist in Deutschland noch recht neu, aber nicht in Europa. Schon zeit Jahrzehnte entwickeln die Einwohner Reykjaviks selbst ihre Projekte und bekommen da Unterstützung aus öffentlichen Mitteln. Auch in Amsterdam werden häufig neue Programme und Initiativen getestet und ausgeführt auf diese Weise. Zum Beispiel organisierte der Stadtteil Amsterdam-West im Jahr 2018 und 2019 ein Wettbewerb, um 300.000 € zu verteilen zwischen 30 verschiedenen Projekte, entwickelt wurden diese von den Bürgern selbst.

Die Initiative West Begroot 2019 (West Begroot) vom Stadtteil Amsterdam West ist ein großer Erfolg. Insgesamt sind 112 Projekte eingetragen und haben 22.820 Personen die Webseite besucht. 94 Projekte haben mehr als 50 digitale Likes bekommen und sind in die nächste Runde gegangen. Die Stadtteil-Kommission untersucht Ende 2019 die Machbarkeit der Projekte und im Dezember 2019 werden die besten 30 Projekte Geld bekommen für Implementierung.

Plannen | West Begroot 2023